Pressetext zu Katalog linguistic turns




Der Begriff "linguistic turn" bezeichnet eine Wende im geisteswissenschaftlichen Denken. Wirklichkeit wird nicht mehr als unverrückbare Voraussetzung, sondern als durch Sprache konstruiert angesehen. Das Buch "linguistic turns" zielt auf einen oftmals unwirklichen Ausschnitt dieser Wirklichkeit, auf die Kunst. Einer Kunst, die in diesem Fall durch verbildlichte Sprache konstruiert wird. Endlicher vollzieht seine "sprachliche(n) Wende(n)" durch den kompromisslosen Einsatz von Text an Stelle von herkömmlichem Bildmaterial. Einmal hat nicht das Bild das letzte Wort, wie Roland Barthes meint, sondern das Wort selbst.
Sprachkritische Tafelbilder (Kritikbilder), zeitgenössische Andachtsbilder (Votivbilder), kabbalistische Nummerntafeln (Dramenbleche), bekennende Spiegelobjekte (Moralspiegel): Text wird als Zitat aus Kunstkritiken, als antithetische 4-letter-words, in Beziehung zu numerischen Buchstabenwerten oder als Gelöbnisformel verwendet; er wird gemalt, ausgestanzt, geprägt oder sandgestrahlt. Diese Arbeitsprozesse verleihen jedem Wort, jedem Buchstaben widerspenstige Persönlichkeit.

Endlicher, 2005