Pressetexte Votiv- und Entscheidungsbilder, Moralspiegel




Die Votivbilder untersuchen Sinn und Bedeutung einzelner Worte und deren evokativen Charakter. Ausgangspunkt sind "four letter words", denen antithetisch ein möglicher Gegenpol bzw. eine Variation gegenübergestellt wird. Diese "Deklarations-Bilder" verbinden das klassische Tafelbild mit konzeptivem Denken; sie stellen eine Reminiszenz an das religiöse Votivbild dar. Der Betrachter/Besitzer muss sich in jedem Fall entscheiden, er deklariert sich durch die Art der Hängung: Er wählt sein "Motto" und lässt dieses lesbar, also "wirksam", oben stehen, während gleichzeitig unten, am Kopf stehend, der Gegenbegriff "gebannt" wird.


Die Entscheidungsbilder führen das Prinzip der textlichen Gegensätze - das in den Votivbildern entwickelt wurde - weiter, indem sie konkrete Handlungsweisen und Haltungen vorgeben. Sie stellen "große" Entscheidungen den vielen "kleinen", alltäglichen gegenüber und sollen als Anleitung zu einer persönlichen Untersuchung unterschiedlich hoher moralischer Ebenen funktionieren. Ob und wo Ironie zu wirken beginnt, liegt beim Betrachter.


Als Weiterentwicklung der Entscheidungsbilder bringen die Moralspiegel schließlich den Betrachter wortwörtlich ins (Spiegel)Bild. Wieder wird dieser zu einer Entscheidung gezwungen. Das gewählte - programmatische - Gelöbnis kann nun immer wieder am geneigten Antlitz überprüft werden, um den Träger desselben alsbald motivierend bzw. tröstend zu begleiten.

Endlicher, 2002 - 2004